Arda Fanfiction

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Vergissmeinnicht

von Feael Silmarien

Mutterliebe

"Vater!", bat Faramir. "Bitte lasst mich an Boromirs Stelle reiten!"
"Und mich enttäuschen?", antwortete Denethor. "Nein, ich will es nicht riskieren."
"Du hast Faramir doch nie eine Chance gegeben!", verteidigte Boromir seinen Bruder.
"Widersprich' deinem Vater nicht", belehrte Denethor seinen älteren Sohn.
"Aber -", wollte Boromir widersprechen, doch er brachte kein Wort mehr hervor.
Denethor knüpfte sich wieder Faramir vor.
"Du wirst hier in Gondor bleiben und die Verteidigung von Osgiliath übernehmen", bestimmte er und fügte mit misstrauischer Stimme hinzu: "Und wehe, wenn du scheiterst."
Faramir trafen die letzten Worte wie ein Schlag ins Gesicht. Er spürte mehr denn je Denethors Abneigung gegen ihn. Er kam sich vor, wie ein Berg, auf den Tausende von Blitzen einschlugen und viele Steine abbrachen.

Seine Mutter, sein Bruder, sein Vater. Alle drei hatte er verloren. Éowyns Hand lag noch immer beruhigend auf seiner Schulter.
"Was ist denn los?", fragte sie zaghaft.
Faramir erkannte an ihrer Stimme, dass sie sich Sorgen machte.

"Wir werden uns bald wiedersehen, kleiner Bruder", versprach Boromir, als er sein Pferd bestieg.
"Unsere Hoffnung auf Rettung ist mit dir", sprach Faramir.
Boromir beugte sich zu Faramirs Ohr und flüsterte: "Er liebt dich und es wird ein Tag kommen, an den er es bereuen wird, was er dir antut. Halte durch. Ich wünsche dir viel Glück."
"Ich dir auch", dankte Faramir. "Mögen die Valar dich auf deiner gefährlichen Reise beschützen."
Boromir schenkte Faramir ein letztes Lächeln und ritt fort.

"Er hat sich soeben auf den Weg gemacht", teilte Faramir seinem Vater mit.
"Und du solltest das auch tun", sagte Denethor ohne ihn anzusehen. "Die Männer in Osgiliath rufen um Hilfe."
"Kann ich vorher Mutters Grab besuchen?", fragte Faramir vorsichtig.
Denethor warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
"Du bist schwach", sagte er. "Aber von mir aus... Mach' nur, dass du in zwei Stunden losreitest."
"Ja, Herr", versprach Faramir mit bemüht ruhiger Stimme.
Denethors Augen funkelten triumphierend.

Faramir ging nicht. Er rannte. Er musste das einsame Grab seiner Mutter erreichen, bevor jemand seine Tränen sah. Er hatte sich immer an die Hoffnung geklammert, wie ein Kind an seine Mutter. Doch das, was er erhoffte, kam nicht. Er fragte sich, warum er denn überhaupt noch lebte. Das ganze Leiden musste ihn doch schon lägst erdrückt haben. "Du bist schwach". Die Worte seines Vaters ertönten immer wieder in seinem Kopf. War dies der Grund für seinen Hass? Weil er dachte, Faramir wäre schwach?
Er fiel vor Finduilas' Grab auf die Knie. Am Boden zertrümmert und hilflos. Seine Mutter hatte ihn immer geliebt und er war es auch, der sich in den letzten Tagen ihres Lebens am meisten um sie sorgte. Sie war für ihn immer ein Schutzschild gewesen und eines Tages war sie nicht mehr. Wenn Faramir so schwach wie sie wäre, wäre er am Schmerz, den sein Vater ihm zufügte, gestorben. Dies zeigte eins: Er war stark. Aber auf eine andere Weise.
Etwas bewegte sich. Er sah auf und bemerkte im Schatten neben dem Grab eine Gestalt.
"Fehlt sie Euch sehr?", fragte Esteriel und trat ins Licht.
Faramir nickte und das Mädchen setzte sich neben ihn.
Sie saßen lange stumm und regungslos da, bis Esteriel etwas sagte: "Ich muss Euch sagen, dass Ihr sofort losreiten müsst. Es tut mit Leid, dass ich es Euch nicht gleich gesagt habe. Ich wollte Euch nur nicht stören."
"Danke, Esteriel", flüsterte Faramir und stand auf.
"Kommst du bis zum Stall mit?", bot er ihr an.
"Gern!", rief Esteriel erfreut.
"Ist es ein Zufall, dass du immer in den unerwartetesten Momenten auftauchst?", fragte Faramir.
"Unsere alte Nachbarin sagt immer, es gibt keine Zufälle. Nur das Schicksal", erklärte Esteriel.
Faramir lächelte zur Antwort. Er musste bei ihren Worten an seine Mutter denken. Sie hatte oft das Selbe gesagt.

"Faramir!"
Éowyn machte sich große Sorgen. So war ihr Ehemann noch nie. Er sah sie beruhigend an und sie warf ihm einen verwirrten Blick zu.
"Ich werde es dir später erklären", sagte er.

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